Impuls zum 13. August 2023
Von Albert Hohmann (Trier), pax christi Trier
Buch der Könige
Die Lesung aus dem Buch der Könige hat eine dramatische Vorgeschichte. In der Auseinandersetzung des Elia mit dem Königshaus in Israel (Nordisrael), das sich dem Kult des Fruchtbarkeitsgottes Baal zugewandt hatte, wollte er dessen Machtlosigkeit demonstrieren. Er veranlasste eine Gegenüberstellung der Wirksamkeit von Baal und JHWH auf zwei Opferaltären. Das Anrufen Baals durch die 400 Baalspriester war vergeblich, jedoch JHWH erhörte den Anruf des Elia und nahm das Opfer an. Das umstehende Volk steinigte darauf die Baalspriester. Das forderte die Königin Isabel heraus und sie drohte Elia den Tod an. Durch diese Bedrohung der politischen Machtinhaberin bekam er Angst und floh. Zermürbt und ausgebrannt legte er sich am Rande der Wüste unter einen Ginsterstrauch und wollte sterben. Sein Lebenswille war dahin. In die Zukunft blickte er ohne Hoffnung. Der Herr hat ihn dort wahrgenommen und nicht liegen lassen. Eingeschlafen wurde er von einem Engel geweckt. Er forderte ihn auf, das frische Brot zu essen und von dem Wasser zu trinken. Nachdem er wieder eingeschlafen war, wurde nochmals zum Essen aufgefordert. So gestärkt wanderte er durch die Wüste 40 Tage zum Gottesberg Horeb, dem Berg, auf dem Mose JHWH begegnet war und von ihm mit dem Dekalog die Grundlagen für das Zusammenleben des Volkes Israel erhalten hat.
In der Lesung heißt es dann:
9 Dort ging er in eine Höhle, um darin zu übernachten. Doch das Wort des HERRN erging an ihn: Was willst du hier, Elija? 10 Er sagte: Mit leidenschaftlichem Eifer bin ich für den HERRN, den Gott der Heerscharen, eingetreten, weil die Israeliten deinen Bund verlassen, deine Altäre zerstört und deine Propheten mit dem Schwert getötet haben. Ich allein bin übrig geblieben und nun trachten sie auch mir nach dem Leben. 11 Der HERR antwortete: Komm heraus und stell dich auf den Berg vor den HERRN! Da zog der HERR vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem HERRN voraus. Doch der HERR war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der HERR war nicht im Erdbeben. 12 Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der HERR war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. 13 Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.
Elia erkennt, dass JHWH sich nicht in den Naturgewalten, in Sturm, Erdbeben oder Feuer zeigt, sondern er zeigt sich gegenwärtig in der Stille, in einem kaum wahrnehmbaren Hauch. Es kommt zu einem Dialog. Eine Stimme fragt Elia nach seinem Begehr. Dieser breitet aus, was ihm im Einsatz für den Herrn bis hin zur Todesbedrohung widerfahren ist. JHWH geht darauf nicht ein und antwortet ihm mit neuen Aufträgen. Er soll einen neuen König von Aram, ebenfalls einen neuen König von Israel und Elischa als seinen Nachfolger salben. Mit diesen Aufträgen macht er sich neu auf den Weg. Die Resignation ist überwunden.
Was erwarten wir eigentlich von Gott, wie soll er seine Gegenwart und seine Fürsorge zeigen? Erwarten wir nicht selten im Stillen, dass er dem Bösen sichtbar Einhalt gebietet, Kriegsherren, Diktatoren und Ausbeutern das Handwerk legt. Erwarten wir nicht, dass Menschen von ihren Leiden befreit werden.
Welche Gottesbegegnungen hat Elia? Nachdem er sich für JHWH mit dem Königshaus angelegt hat, wirft ihn die Todesdrohung aus der Bahn. Das geht über seine Kräfte. Er zweifelt an Gottes Beistand. Diese Erfahrung ist uns nicht fremd. Krieg, Ungerechtigkeit und der desolate Zustand unserer Erde machen uns ratlos und drücken uns nieder. Wir ängstigen uns wie auch die Gemeinden zur Zeit des Evangelisten Matthäus, dass all das wie ein Sturm über uns hinwegfegt (vgl. das Evangelium Mt 14, 24ff). Resigniert fragen wir, warum Gott dem nicht Einhalt gebietet.
Die Lesung heute und ihr Zusammenhang geben uns Hinweise, woran wir uns halten können, wenn wir nicht wissen, welchen Weg wir einschlagen sollen. Elia hat Gott gestärkt und mit neuer Kraft versehen, als er aufgeben wollte. Der Herr gibt Speise, die stark macht. In den Evangelien offenbart sich in Jesus als Brot des Lebens. Und, kaum wahrnehmbar, gibt Gott uns zu verstehen, welchen Weg wir gehen können. In der Menschwerdung seines Sohnes, in dessen Tod und Auferstehung sagt es unverbrüchlich, dass er uns zur Seite steht.
Fürbitten
Herr, unser Gott,
- halte uns fest, wenn wir vor uns selbst und vor Dir weglaufen;
- ermutige uns, wenn wir an den Zuständen der Welt verzweifeln;
- höre uns, wenn wir nicht wissen, welchen Weg wir einschlagen sollen;
- stärke uns, wenn wir neue Kraft und Hoffnung brauchen;
- lass uns auf dein Wort vertrauen;
Denn dein ist das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen
Lebenslang
Auf den lebenslangen Reisen
- dunkler Zweifel setzt mir nach,
voraus läuft mir blinde Liebe -
sing ich stets auf meine Weise,
was ich nicht vermag zu sagen,
sing ich: „Einst mein Herz zu brechen,
einst mein Herz für Dich zu brechen.“
Ausgereist, fast halben Weges
mit kaputt gesungener Kehle
mit – für wen? - gebrochenem Herzen
kriech ich unter Dornenbüschen,
drück die Augen in die Erde,
flehe, dass mein Ende komme,
flehe, dass der Tod jetzt komme.
Spurlos verschwand der Zweifel. Leise
wandte sich zu mir die Liebe,
sah mich, brachte Trunk und Speise,
ließ mich aus dem Tod erstehn.
Noch ein Leben geht die Reise.
Nie mehr werd ich einsam gehen.
Huub Oosterhuis